#16 Kompaktwissen: Einsamkeit
Shownotes
Mehr Infos zur Einsamkeit und weiterführende Angebote findet ihr hier: https://www.stmgp.bayern.de/vorsorge/einsamkeit/
Mehr zur Anlaufstelle „Beratung für gesundes Altern“ am Institut für Psychogerontologie: https://www.geronto.phil.fau.de/institut/bega/
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00:00:03: Heute sprechen wir über Einsamkeit. Ein Gefühl, das wir
00:00:07: eigentlich alle kennen, aber auch eins, das für einige
00:00:09: Menschen zum echten Problem werden kann. Ist Einsamkeit
00:00:12: gefährlich für unsere Gesundheit und gibt es eine
00:00:15: Lösung gegen sie? Darum geht's jetzt bei Rund um Gesund.
00:00:24: Ich spreche heute mit Professor Frider Lang. Er ist Inhaber des
00:00:27: Lehrstuhls für Psycho-Gerontologie an der
00:00:30: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er arbeitet
00:00:33: also zum Thema des gesunden Alterns und beschäftigt sich
00:00:35: schon sein ganzes Leben lang mit Fragen rund um gesunde
00:00:38: soziale Beziehungen, soziale Teilhabe und auch Einsamkeit.
00:00:42: Hallo Herr Lang. Hallo. Wenn wir jetzt im folgenden
00:00:46: über Einsamkeit sprechen, ist die
00:00:48: Frage: Wie kann man das überhaupt definieren? Gibt's da
00:00:50: eine allgemeine Definition dafür? Ja, in aller Regel
00:00:53: definieren wir Einsamkeit als eine subjektiv erlebte
00:00:56: Diskrepanz zwischen dem, was man von anderen Menschen
00:01:00: erwartet und was man dann tatsächlich bekommt. Das hat
00:01:03: also ganz viel damit zu tun, ob das, was in den eigenen
00:01:06: Beziehungen passiert, dementspricht, was man sich
00:01:09: wünscht oder erhofft. Und deswegen ist Einsamkeit etwas
00:01:12: ganz anderes als beispielsweise Alleinsein oder soziale
00:01:16: Isolation. Was genau ist da der Unterschied, wenn ich fragen
00:01:19: darf? Soziale Isolation da beschreiben wir Situationen, in
00:01:23: denen Menschen sind aufgrund ihrer Lebensbedingungen, weil
00:01:27: sie nicht verheiratet sind oder aus anderen Gründen eben sozial
00:01:31: isoliert sind und manche können damit sehr gut leben und andere
00:01:34: nicht, aber es ist eine objektive Situation. Die kann
00:01:38: aber, die muss aber als andauernd verstanden werden und
00:01:41: allein sein ist etwas, was wir eigentlich uns oftmals auch
00:01:45: wünschen und positiv erleben und was gar nicht so unbedingt
00:01:48: negativ sein muss, sondern was wir manchmal auch brauchen und
00:01:53: in dem Moment, wo das Alleinsein oder die Isolation
00:01:55: auch negativ erlebt wird, dann steigt auch das Risiko, sich
00:01:59: einsam zu fühlen, aber dann ist das immernoch etwas anderes.
00:02:03: Woher kommt denn so eine Einsamkeit in der Regel und wen
00:02:07: betrifft es? Also es ist in jeder Lebensphase ein bisschen
00:02:11: anders begründet und eingebettet. Für Kinder, für
00:02:15: Jugendliche, junge Erwachsene mittleren Erwachsenen. Also wir
00:02:18: kennen uns eben besonders gut aus im höheren
00:02:20: Erwachsenenalter, sagen wir mal so, zwischen 50 und 120 Jahren
00:02:24: und da hat es in der Regel eigentlich aus meiner Sicht
00:02:28: zunächst mal vier hauptsächliche Gründe oder
00:02:32: Bedingungen mit denen man sich beschäftigen muss. Und die
00:02:34: erste ist eben die, dass wenn wir älter werden, zunehmend wir
00:02:37: gesundheitliche Einbußen und Einschränkungen erleben und in
00:02:42: dem Moment, wo wir das erleben, brauchen wir Hilfe und dann
00:02:46: entstehen eben genau diese Diskrepanzen zwischen Wunsch
00:02:49: und Wirklichkeit, dass wir vielleicht die Hilfe oder die
00:02:52: Art von Hilfe nicht kriegen, die wir haben wollen. Das ist
00:02:55: so der erste Hauptgrund, der das Einsamkeitserleben im Alter
00:02:58: oft begründet. Und ein Zweiter hat eben vielleicht auch damit
00:03:01: zu tun, wie man gelebt hat man ein ganzes Leben ohne Partner,
00:03:06: vielleicht auch ohne Kinder gelebt, dann ist da natürlich
00:03:09: ein erhöhtes Risiko, im Alter dann vielleicht auch mal
00:03:13: in Situationen zu kommen, wo man einsam sich einsam fühlt
00:03:17: oder allein gelassen. Dazu gehört eigentlich auch, dass
00:03:20: Gefühl, das entsteht, wenn ein lieber Mensch, ein nahestehender
00:03:25: Mensch stirbt, dann ist das eben genauso eine Bedingung, in
00:03:28: der man sich einsam fühlen kann. Und dann gibt's noch die
00:03:31: dritte Ebene auf der Einsamkeit eben auch entstehen kann, nämlich
00:03:35: aufgrund unserer Persönlichkeit, die uns ein
00:03:38: Leben lang schon begleitet. Es gibt eben Menschen, die fühlen
00:03:41: sich viel wohler, wenn sie mit wenigen Menschen intensive
00:03:45: Beziehungen unterhalten oder die sich eben bestimmte
00:03:48: Kontexte bevorzugt aussuchen. Das nennen wir eben dann
00:03:51: Persönlichkeit und genau solche Menschen stehen vielleicht auch
00:03:55: unter einem erhöhten Einsamkeitsrisiko, wenn sie
00:03:57: dann auf einmal diese nahen, intensiven Kontakte nicht mehr
00:04:01: zur Verfügung haben, während die anderen Extrovertierteren
00:04:04: beispielsweise hier einen viel besseren Möglichkeit haben,
00:04:07: dann mal auszugleichen oder zu kompensieren, wenn's zu
00:04:10: Verlusten kommt. Das sind so die drei hauptsächlichsten
00:04:14: Gründe und eine vierte Bedingung, die wird oft
00:04:16: übersehen und die erscheint mir aber gerade für das Alter sehr
00:04:19: wichtig und sehr bedeutsam und die ist nicht so an der
00:04:23: öffentlichen Aufmerksamkeit und das hat mit dem
00:04:26: gesellschaftlichen und insbesondere auch
00:04:27: technologischen Wandel zu tun, denen wir alle ausgesetzt sind
00:04:31: und mit zunehmendem Alter erleben immer mehr Menschen,
00:04:34: dass sie so ein bisschen von der Gesellschaft abgehängt
00:04:37: werden, dass sie aus der Zeit fallen, dass sie einfach nicht
00:04:40: mehr so richtig mithalten können oder sich dann eben auch
00:04:43: ausgegrenzt fühlen. Und in solchen Zeiten beschleunigten
00:04:48: Innovationen oder technischen Wandels sind auch besonders so
00:04:54: bisschen altersfeindliche, altersdiskriminierende Haltung
00:04:58: in der Gesellschaft auch besonders stark verbreitet, was
00:05:01: diese Ausgrenzung noch weiter befördert und genau dahin steht
00:05:05: dann eben dieses Einsamkeitserleben, also nicht
00:05:08: mehr dazu zu gehören, nicht mehr mithalten zu können im
00:05:11: obsolet zu werden und das ist einfach eine besondere Form von
00:05:14: Einsamkeitserleben, deren sich Menschen oft dann gar nicht
00:05:18: mehr so richtig bewusst sind und dann eben sich zurückziehen
00:05:21: und schon Entstehen auch die vielen Folgen, die nicht
00:05:25: erwünscht sind von Einsamkeit. Was sind denn das für Folgen,
00:05:28: also wenn wir uns jetzt zum Beispiel erst mal die Psyche
00:05:31: anschauen? Ja, zunächst mal ist ja Einsamkeit per se schon eine
00:05:35: sehr belastende Situation, also weil Einsamkeit ist ja
00:05:38: definiert, dadurch, dass ich nicht das bekomme, was ich
00:05:42: glaube, zu brauchen und dass ich in einer wirklich auch
00:05:46: belastenden Situation lebe. Und wir wissen aus der
00:05:49: psychologischen Forschung eigentlich aus der
00:05:51: Gesundheitsforschung. Wer unter Stress ist, der ist insgesamt
00:05:56: stärker in Gefahr, auch mal nicht mehr gut reagieren zu
00:06:00: können auf irgendwelche Infektionen oder auch andere
00:06:02: Prozesse, die eigentlich Abwehrkräfte brauchen. Und wenn
00:06:05: jetzt dieser Stress und Einsamkeit ist, ein
00:06:08: andauernder, manchmal eben andauert, auch das
00:06:11: Einsamkeitserleben, ein chronifizierter Stress. Und in
00:06:15: dieser chronifizierten Stresssituation ist der Körper
00:06:17: nicht mehr gut abwehrbereit oder das Immunsystem wird
00:06:22: schwächer. Und dann gibt es vielleicht darüber auch
00:06:24: besondere gesundheitliche Risiken. Aber jetzt ist
00:06:28: Einsamkeit per se natürlich auch etwas, was uns auch
00:06:31: traurig macht oder was uns vielleicht auch einfach die
00:06:34: Lebenslust oder den Lebenswillen im Alter nehmen
00:06:36: kann und dann kommt eben darüber auch noch mal so eine
00:06:40: psychische Folge dazu, die eben auch Lebenszeit verkürzend und
00:06:44: stark Lebenszeit verkürzend wirken kann. Muss nicht, hat
00:06:48: sehr viel damit zu tun, wie das zusammenhängt mit den anderen
00:06:52: Bedingungen. Hat man eine Familie, die sich um einen
00:06:55: kümmert, hat man vielleicht die positive Persönlichkeit, die da
00:06:59: hilft oder eben auch einen über dessen den Lebenslauf auch
00:07:03: gestaltetes und gewachsenes, soziales Netzwerk ist das alles
00:07:07: vielleicht gar nicht so schlimm, also dieser
00:07:09: technologische Wandel, aber unter den anderen Bedingungen
00:07:13: vielleicht grade erst recht. Sie haben's gerade schon
00:07:16: angedeutet - körperliche Folgen. Wie kann denn
00:07:19: Einsamkeit sich auf den Körper auswirken? Ja, was eben
00:07:23: sozusagen mehr eine Frage der erhöhten Risiken körperlich
00:07:27: Erkrankungen ist, also nicht unbedingt kausal, aber man muss
00:07:30: einfach sehen, Menschen, die einsam sind und sich einsam
00:07:33: fühlen, tendieren dazu Gesundheitsverhaltensweisen zu
00:07:37: zeigen, die nicht so positiv sind, wie wir das eigentlich
00:07:41: uns wünschen. Also wer sich einsam fühlt, bewegt sich
00:07:44: vielleicht weniger, ernährt sich vielleicht schlechter, ist
00:07:48: auch generell vielleicht auch sozusagen in seinem
00:07:53: Emotionshaushalt ein bisschen weniger flexibel und das kann
00:07:57: eben dann auch den Körper und die körperlichen Reaktionen
00:08:01: dann also euren Körper einfach belasten. Wenn ich wenig mich
00:08:05: wenig bewege, werde ich krank, wenn ich schlecht esse, werde
00:08:09: ich auch krank, wenn ich rauche, Drogen nehme oder
00:08:12: Alkohol trinke, also das Suchtverhalten ist eben auch
00:08:15: etwas, was wir bei einsamen Menschen eben auch als Risiko
00:08:18: erkennen. Woran kann denn ich jetzt beispielsweise merken,
00:08:22: jemand in meinem Umfeld isst einsam? Weil es ist ja doch
00:08:26: etwa,s verbessern Sie mich bitte, wenn ich falsch liege,
00:08:28: was mehr zu Hause stattfindet als irgendwie nach
00:08:31: außen hin transportiert wird. Wie merke ich, dass es jemandem
00:08:34: nicht gutgehen, dass jemand einsam ist und wie kann ich der
00:08:36: Person helfen? Ich fürchte Sie können es nicht wirklich
00:08:40: wissen, weil es ja ein subjektives Erleben ist. Die
00:08:44: Menschen müssen ihnen sagen, dass sie sich einsam
00:08:46: fühlen. Ich glaube, das Wichtigste ist, wenn mir jemand
00:08:49: sagt, ich fühle mich einsam, dann ist es nicht gut, damit
00:08:53: Abwehr zu reagieren, es ist vielleicht besser zu sagen, oh,
00:08:57: das wusste ich nicht und dann eben das Gespräch auf der Ebene
00:09:01: darüber zu beginnen, wie können wir das und wo also was glaubst
00:09:05: du denn, warum bist du einsam und was wünschst du dir oder
00:09:08: wo erlebst du denn etwas, was dir sozusagen deine Erwartungen
00:09:12: nicht erfüllt? Also ich glaube, das ist auf der Ebene ganz
00:09:14: wichtig zu verstehen, weil es egal in welcher Lebensphase wir
00:09:18: uns das anschauen, ganz unterschiedliche Gründe geben
00:09:22: kann dafür, warum die einzelne Person eine Diskrepanz Wunsch
00:09:27: und Wirklichkeit erlebt, die zu diesem Einsamkeitsgefühl führt.
00:09:31: Es wäre, glaube ich, wichtig herauszufinden, wie lange so
00:09:35: etwas schon dauert, denn auch an der Stelle ist es klar, dass
00:09:39: man unterscheiden muss zwischen solchen Anflügen von
00:09:43: Einsamkeit. Das kann einem ja mal passieren, dass jetzt
00:09:45: gerade alle weg sind, weil es Urlaubszeit und ich bin halt
00:09:49: die einzige Person, die jetzt hier rumigt. Jetzt fühle ich
00:09:51: mich halt mal einsam. Das geht dann aber irgendwie wieder
00:09:55: vorbei nach eins, zwei, drei Tagen, Stunden, Wochen, wie
00:09:58: auch immer. Aber etwas anderes ist Und das ist ja die
00:10:01: besondere Situation des Alterns, dass man so eine
00:10:04: unausweichliche, auch vielleicht chronische
00:10:06: Einsamkeit bei einer Person findet und die auch davon
00:10:10: erzählt, dass sie's eigentlich meint übrig geblieben zu sein
00:10:14: und jetzt wirklich einsam zu sein und das auch keinen Ausweg
00:10:17: gibt. So und in dieser chronifizierten Einsamkeit, die
00:10:21: vielleicht bei siebzig, achtzig, 90-jährigen doch
00:10:25: häufig verbreitet ist, aber nicht häufiger als bei anderen.
00:10:28: Das muss man dazu auch noch sagen. Also das ist jetzt kein
00:10:31: Phänomen des Alterns allein. Es ist nur diese Einsamkeit ist
00:10:35: vielleicht anders die Einsamkeit von jungen
00:10:38: Erwachsenen, die noch Perspektiven vielleicht für
00:10:41: sich haben, das Gefühl haben, jetzt bin ich zwar in dieser
00:10:44: Lebenssituation und bin auch schon irgendwie einsam, aber es
00:10:48: wird hier vorübergehen, wenn ich jetzt diese schwierige
00:10:50: Berufsphase hinter mir habe oder wenn ich dann endlich mal
00:10:53: den Traumpartner gefunden habe und so weiter. Wenn ich mit 70
00:10:57: so eine Situation des Einsamenseins habe, habe ich
00:11:00: vielleicht nicht die Erwartung, dass sich da noch mal viel
00:11:03: ändert. Und deswegen sind viele der Programme, die aufgelegt
00:11:07: werden, um Menschen höheren Alters aus der Einsamkeit
00:11:11: heraus zu oft mal so ein bisschen einseitig. Weil sie
00:11:15: nämlich nur auf die Menschen zugehen und ihnen gewissermaßen
00:11:19: helfen wollen, aber die Hilfe wurde nicht erbeten. Und man
00:11:24: muss also deswegen immer Programme schaffen und auch
00:11:26: Initiativen schaffen, bei denen die Leute von sich aus etwas
00:11:30: tun können. Da gibt's ja auch ganz viele, ne, also die
00:11:32: Ratschkassen oder das Telefon, wo man anrufen kann oder
00:11:36: einfach mal reden - gibt's in der Schweiz so eine Initiative,
00:11:39: mal reden. Gibt viele solche Programme. Da können sich die
00:11:42: Die Leute hinwenden. Jetzt wenden sich aber meistens nur
00:11:46: die Leute dahin, die eigentlich noch die Möglichkeit haben, mit
00:11:50: der Einsamkeit umzugehen und die zu bewältigen und das sind
00:11:54: gar nicht die chronischen, friskanten einsamen Menschen,
00:11:57: sondern das sind die, die sich halt grade noch irgendwie auch
00:12:00: selbst helfen können und die eben auch dann selbstbestimmt
00:12:04: solche Angebote aufsuchen. Wie kann man da denn rangehen, dass
00:12:07: vielleicht auch mehr Leute merken, dass es eben kein Tabu
00:12:12: sein muss, kann nicht mit Scham behaftet, dass man so
00:12:15: empfindet, dass man eben sich vielleicht auch selbst ganz
00:12:18: viel um Selbstbestimmung, die Hilfe sucht, die man dann
00:12:20: vielleicht bräuchte? Das gilt wirklich für jede Lebensphase,
00:12:24: also ich glaube, Kinder reden noch am Ehesten davon, dass sie
00:12:28: sich, wenn sie sich einsam fühlen und sprechen das an,
00:12:30: weil sie es für sich auch als Übergangserleben wahrnehmen.
00:12:35: Jugendliche sind schon etwas auf dem Rückzug und reden auch
00:12:38: schon nicht mehr so gern junge Erwachsene erleben genauso
00:12:41: häufig Einsamkeit, auch chronifizierte Einsamkeit wie
00:12:45: beispielsweise 70- oder 80-jährige und oft nicht bereit
00:12:49: darüber zu sprechen. Also insofern fängt es schon da an.
00:12:53: Also weil wir wissen auch, dass sich die Einsamkeit und das
00:12:57: Einsamkeitserleben durchaus im Lebenslauf stabilisieren kann.
00:13:01: Also wer das sozusagen längere Zeit hat, der hat es vielleicht
00:13:05: auch stabil bis ins hohe Alter. Da sind wir schon bei einer der
00:13:08: wesentlichen Persönlichkeitsursachen für die
00:13:11: Einsamkeit im Alter, weil's einfach stabil schon immer so
00:13:15: war und dann wird's irgendwann riskant. Also vielleicht kann
00:13:19: man so zwischen 20 und 30 das sogar ganz gut wegstecken, also
00:13:22: so eine der einsame Wolf-Typ zu sein oder was auch immer. Aber
00:13:26: irgendwann wird's halt riskant. Darüber reden wäre immer gut,
00:13:30: aber was man braucht, ist natürlich ein großes
00:13:33: gesellschaftliches Verständnis, dass Einsamkeit oft eine Folge
00:13:37: gesellschaftlicher Verhältnisse sind. Da spielt auch Armut eine
00:13:42: große Rolle. Das sind diese biografischen Bedingungen. Da
00:13:46: spielt auch sicher Alters- feindlichkeit eine Rolle, wobei
00:13:51: man dazu sagen muss, die ist nicht nur die Feindlichkeit
00:13:54: gegen alte Menschen. Sie ist auch oft in der
00:13:58: Altersfeindlichkeit gegen jüngere Menschen. Denn wie oft
00:14:00: hört man, dass Menschen aufgrund ihres Alters als nicht
00:14:04: kompetent eingeschätzt werden, egal ob sie nun 20 oder 80
00:14:07: sind? Es ist dieselbe Art von Ausgrenzung, die Menschen auch
00:14:11: in eine Einsamkeit treibt, weil sie das Gefühl haben, man hört
00:14:15: mich nicht oder man weiß meine Kompetenzen nicht zu nutzen.
00:14:19: Das geht eben oft darum gebraucht zu werden und ich
00:14:23: glaube, dass Menschen, denen man das Gefühl vermittelt, dass
00:14:26: man sie wertschätzt und dass man weiß, sozusagen ihre
00:14:30: Kompetenz zu nutzen und zu schätzen, werden sich selten
00:14:33: einsam fühlen und deswegen müsste man halt vielleicht
00:14:37: stärker darauf setzen, dass man einfach die Menschen dort
00:14:41: nimmt, wo sie etwas geben können. Vielen lieben Dank für
00:14:45: die Informationen, Herr Professor Lang. Sehr gerne.
00:14:51: In den Shownotes haben wir euch weitere Infos zum Thema
00:14:54: verlinkt. Da findet ihr auch ein paar der Programme, an die
00:14:57: man sich wenden kann, wenn man einsam ist. Dazu gehören auch
00:15:00: die Telefonengel vom Retla e.V., denn die vermitteln
00:15:03: Telefonpatenschaften für ältere Menschen. In der nächsten Folge
00:15:05: lernen wir einen der ehrenamtlichen und seine
00:15:07: Telefonpartnerin kennen. Die beiden haben über die Jahre
00:15:10: eine ganz besondere Beziehung zueinander aufgebaut und dazu
00:15:13: erzählen wir euch nächstes Mal mehr. Danke fürs reinhören. Bis
00:15:16: dann.
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